Im Rahmen der Corona-Krise ist Peter Liese, Mitglied des Europäischen Parlaments, als Arzt und gesundheitspolitischer Sprecher seiner Fraktion viel in den regionalen und überregionalen Medien präsent und ein gefragter Gesprächspartner. Doch auch für die Anliegen der Menschen in der Region Südwestfalen und dem Hochstift will er sich einsetzen.
Peter Liese ist überzeugt, dass die Bürgerinnen und Bürger ein Recht auf einen direkten Ansprechpartner im Europäischen Parlament haben. Aus diesem Grund sucht er auch den Kontakt mit den Bürgerinnen und Bürgern in der Region über ihre Anliegen an die Europaabgeordneten.
Christian Stockmann, Vorstandsvorsitzender des Caritasverbandes Arnsberg-Sundern hat Herrn Liese beim Wort genommen und ihn vor einiger Zeit zu einem Gespräch zum Thema Gemeinwohlökonomie eingeladen.
Aufgrund des arbeitsreichen Engagements in der Corona-Pandemie dauerte es etwas, bis die Videokonferenz jetzt stattfinden konnte. MdEP Dr. Peter Liese, Dieter Berger (Europabüro für Südwestfalen und das Hochstift), Christian Stockmann und Torsten Kapteiner (Qualitätsmanagementbeauftragter u. Gemeinwohlkoordinator im Caritasverband Arnsberg-Sundern) konnten sich in einer Videokonferenz zu dem Thema austauschen.
Herr Dr. Liese hat sich im Rahmen der europäischen Diskussion mit dem Thema Gemeinwohlökonomie beschäftigt. Als Mitglied im Ausschuss für Umweltfragen, Volksgesundheit und Lebensmittelsicherheit im Europäischen Parlament sitzt er auch an der Quelle, um sich dieses Themas anzunehmen, denn der Ausschuss ist unter anderem zuständig für die Umweltpolitik, insbesondere für den Klimaschutz, den Kampf gegen Umweltverschmutzung, die nachhaltige Entwicklung, internationale Umweltschutzabkommen und dem Schutz der Bevölkerung vor Umweltschäden.
Der GWÖ Ansatz wird auf Europäischer Ebene seit einiger Zeit diskutiert. Der Europäische Wirtschafts- und Sozialausschuss hat zudem in einer Stellungnahme am 17. September 2015 erklärt, dass die Gemeinwohlökonomie ein nachhaltiges Wirtschafts-Modell für den sozialen Zusammenhalt ist und sowohl in den europäischen als auch in die einzelstaatlichen Rechtsrahmen integriert werden sollte.
In den letzten Jahren haben sich immer mehr, vor allem auch Wirtschaftsunternehmen, der Gemeinwohlökonomie Bewegung angeschlossen und eine die GWÖ Bilanz ergänzend zu ihrer bilanziellen (monetären) Darstellung aufgestellt.
In den vergangenen Jahren ist das Thema, auf europäischer Ebene jedoch etwas in den Hintergrund geraten. Auch gibt es beharrende Kräfte in der Wirtschaft, die sich der Gemeinwohl-Perspektive nicht stellen wollen, da dieses Engagement auch eine entsprechende soziale Verantwortung als Unternehmung und Marktteilnehmer nach sich zieht. Stichworte sind zum Beispiel Lieferketten, tarifliche Bezahlung sowie Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Alles sehr wichtige Anliegen, die leider jedoch erst teilweise politisch eingefordert werden. Wie zum Beispiel durch das gerade beschlossene Lieferkettengesetz, was u.a. sicherstellen soll, dass Kinderarbeit verhindert wird.
Aufgrund dieses ganzheitlichen und gemeinwohlorientierten Ansatzes und den Parallelen zum Caritas-Leitbild bekommt die GWÖ im Caritasverband Arnsberg-Sundern, nachdem der Verband vor kurzem seinen ersten GWÖ Bericht erstellt hat, eine immer wichtigere Rolle. Bei allen zukünftigen Entscheidungen im Verband werden diese auf die GWÖ Prinzipien überprüft.
Dabei gilt es aber immer noch viele Hindernisse zu überwinden, meint Christian Stockmann. "Gerade die sozialen Träger, wenn sie nachhaltig denken und so auch arbeiten wollen, werden von den politischen rechtlichen Rahmenbedingungen nicht immer dabei unterstützt. In diesem Sinne sollten von den politisch Verantwortlichen und auch den Kostenträgern nicht nur dringende Vorhaben unterstützt werden, die nicht mehr aufgeschoben werden können ("Must have"), sondern auch solche, die scheinbar noch nicht sofort nötig sind, aber schon heute die Grundlage für eine bessere Zukunft legen können ("Nice to have"). Es würde uns freuen, wenn Herr Dr. Liese dieses Thema in der europäischen und deutschen Politik weiter forcieren könnte."
In der Videokonferenz kamen all diese Aspekte auf den Tisch und wurden ausführlich in einer konstruktiven Atmosphäre besprochen. Alle Teilnehmer waren sich einig, dass gerade die Corona-Pandemie es besonders deutlich gemacht hat, welche Bedeutung ganzheitliche und nachhaltige Ansätze, wie die Gemeinwohlökonomie, nicht nur für das Sozial- und Gesundheitswesen, sondern auch für die gesamte Gesellschaft haben können. Auch hat die Pandemie deutlich gemacht, wie wichtig es ist eine regionale Versorgung in Europa zum Beispiel auch von Schutzmaterial und -ausstattung sowie Medikamente und Vakzine sicherzustellen.
Nicht nur im Caritasverband Arnsberg-Sundern, sondern auch in den anderen sozialen Verbänden wird das GWÖ- Thema derzeit zu unserer großen Freude mit Interesse aufgegriffen. Z.B. hat sich, mitinitiiert vom Caritasverband Arnsberg-Sundern, auch im Bereich des Erzbistumsbistums Paderborn eine Caritas-GWÖ-Peergroup gegründet, die sich trägerübergreifend mit dem GWÖ-Ansatz beschäftigt. Zudem ist die GWÖ-Initiative auch in der Bundeskonferenz der Caritas-Orts- und Kreisverbände aufgegriffen worden.
Wir freuen uns über weitergehende Unterstützung und über neue kooperative Zusammenarbeit mit interessierten Unternehmen und Verbänden. Bitte nehmen Sie mit uns Kontakt auf.