Rosemarie Goldner, stellvertretende Bürgermeisterin der Stadt Arnsberg, begrüßte die Gäste, Beschäftigten und Mitarbeiter: "Es kommt relativ selten vor, dass ich allen Grund habe so ein Jubiläum wie heute so richtig mitzufeiern. Wieso sag ich das so? Weil ich vor 25 Jahren bei der Begründung dieses Werkstattstandortes mit dabei war." Goldner berichtet weiter: "Psychische Erkrankungen waren damals in der Gesellschaft nicht thematisiert, man sprach darüber nicht gerne, obwohl es eine Situation ist, die jeden treffen kann. Umso mehr freue ich mich, dass sich hier in unserer Gesellschaft ein Wandel vollzogen hat, den ich spüren kann und Sie mittlerweile selbstverständlich trotz Handicap Teil der Gesellschaft sind. Caritas hat dabei wertvolle Pionierarbeit geleistet, sowohl mit den Werkstätten als auch mit den Wohnhäusern." Besonderen Dank sprach Rosi Goldner, stellvertretend für das Neheimer Team, Herrn Giese als Standortleitung aus: "Deshalb bin ich heute wirklich gerne hier und wir sind als Stadt Arnsberg froh, dass die Caritas sich vor 25 Jahren für diesen Standort entschieden hat. Sie können sich sicher sein, dass wir Ihre Arbeit in positiver Art und Weise in die Gesellschaft hereintragen, wo immer es uns möglich ist."
Auch Heinrich Steinkemper, Vorsitzender des Caritasrates und seit 1975 für den Caritasverband Arnsberg-Sundern tätig, konnte in seiner Rede viele Erinnerungen zum Werdegang des Neheimer Standortes erzählen. "Ich kann mich an die Eröffnung des Standortes im Jahr 1991 noch gut erinnern. Werkstatt als Arbeitsplatz für Menschen Behinderung unterliegt dabei bis heute und in Zukunft einem stetigen Wandel, keine einzige Sekunde ist wie die andere." Aber auch die Vorteile eines solchen Wandels verdeutlichte Steinkemper. "Technische Weiterentwicklung hat vieles verbessert. Not gibt es immer noch, nur in anderer Form, die Herausforderungen sind daher anders, aber immer noch da. Der Leitspruch der Caritas trifft aber auch in der heutigen Zeit noch zu. Not sehen und handeln - immer angepasst an die jeweilige Zeit."
Christian Stockmann, sozialfachlicher Vorstand des Caritasverbandes Arnsberg-Sundern, knüpfte an Steinkempers Ausführung an: "Begleitung und Förderung von Menschen mit Handicaps ist unser Auftrag, kann aber immer nur so gut umgesetzt werden, wie eine Gesellschaft es zulässt. Geld alleine betreut nicht, denn ohne Kompetenz, Engagement und soziales Gespür geht es nicht. Daher gilt mein Dank den Kolleginnen und Kollegen hier am Standort und allen Menschen, die sich für diese Werkstatt stark machen und engagieren. 25 Jahre ist eine relativ lange Zeit, wenn wir zurückblicken und überlegen was sich bei uns persönlich alles weiterentwickelt hat, kann sicher jeder sagen, es war viel in Bewegung."
"Genauso hat sich auch das Profil der Werkstatt ständig und stetig weiterentwickelt", so Stockmann. "Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und Beschäftigten, die sich neuen Anforderungen und Herausforderungen im Arbeitsalltag stellten um als professioneller Dienstleister für Wirtschaftsunternehmen tätig zu sein, bei mittlerweile hochkomplexen Aufträgen täglich eine hochwertige und einwandfreie Arbeitsqualität liefern und dabei den Menschen trotzdem nicht aus dem Blick verlieren."
Frank Demming, Fachbereichsleiter Arbeit, Bildung und Leben, der zuvor selbst viele Jahre als Standortleitung im Standort Arnsberg, tätig war, thematisierte vor allem die gesellschaftliche Veränderung im Bezug auf Werkstätten für Menschen mit Behinderung und blickte stolz auf die Entwicklung der vergangenen Jahrzehnte: "Wenn man zurückschaut und den Begriff der "beschützenden Werkstätten" hört, ist das heute schon sehr befremdlich. Wer sollte hier vor wem beschützt werden? Die Menschen mit Behinderung vor dem "bösen" Arbeitsmarkt? Heute sind Begriffe wie Integration, Inklusion und Teilhabe gängiges Vokabular. Hier hat sich ein deutlicher Wandel vollzogen, es gibt mehr Zeit und Begleitung für Menschen mit Handicap auf dem Weg in den allgemeinen Arbeitsmarkt als vor 25 Jahren und auch im Bereich der beruflichen Bildung hat sich für Menschen mit Handicap viel getan. Der Standort Neheim als erste Zweigstelle hat sich in diesen 25 Jahren von einer Zweigstelle zu einem eigenen Standort entwickelt und bietet derzeit 94 Menschen mit Handicap einen Arbeitsplatz. Darauf können wir alle stolz sein."
Was der Neheimer Standort im Detail täglich leistet erläuterte Dirk Giese, Standortleitung: "Die Werkstatt hat einen eigenen Kiosk, der in Eigenregie von unseren Beschäftigten betrieben wird, für den auf Bergheim ansässigen JIBI-Markt und die Zoohandlung Schröder aus Neheim wird ein Lieferdienst für Kundenbestellungen und Einkäufe angeboten und unser Lager wird durch zwei Beschäftigte weitestgehend selbstständig organisiert. In drei Doppelgruppen und einer Einzelgruppe bearbeiten wir für unsere Industriekunden von leichten Montage- und Verpackungsarbeiten bis hin zu hochwertigen Leuchten- und Produktmontagen unterschiedlichste Aufträge, immer termingerecht und nach den vorgegebenen Qualitätskriterien."
Die Zeiten, in denen Werkstatt als "Bastelbude" abgetan werden konnte, sind längst vorbei. "Wir sind ISO-zertifiziert", erklärt auch Wilfried Sander, QM-Beauftragter der Werkstätten stolz. "Dieser Standard ist für uns als zuverlässiger Industriepartner unumgänglich."
"Die Werkstätten leisteten verteilt auf die vier Standorte und mehrere betriebsintegrierte Beschäftigungsplätze in unterschiedlichsten Arbeitsfeldern ein Gesamtproduktionsvolumen mit rund 3,8 Millionen Euro Umsatz im Geschäftsjahr 2015", erklärte auch Georg Erdelyi, der als Bereichsleiter für den Bereich "Arbeit" im Caritasverband zuständig ist. "Alleine diese Zahl zeigt, dass wir als Team der Werkstätten, trotz Handicaps, eine Menge leisten können und dass auch tun."
Ein bisschen "Basteln" und kreative Arbeit ist dann doch zu finden. Die Eigenprodukte, die als neues Angebot seit einigen Monaten mit den Ideen der Beschäftigten unter dem Gedanken des Upcyclings Nützliches und Schönes produzieren, sollen das Arbeitsangebot langfristig bezüglich der Arbeitsangebote abrunden. "Hier stecken wir noch in den Kinderschuhen und probieren im Moment eine Menge Dinge aus, um zu sehen, was langfristig interessant sein könnte und ankommt", erklärt Giese.
Das das Konzept der Caritas-Werkstätten für Menschen mit Behinderung sinnvoll und unterstützenswert ist, fanden auch die Vermieter der Räumlichkeiten "Im Ohl 16a". Herr Nöckel von der GbR Berg & Nöckel hatte ein besonderes Geschenk zum Jubiläum mitgebracht und überreichte einen Scheck über 5000 Euro zur Unterstützung und Weiterentwicklung des Standortes in Neheim. "Für die Zukunft wünschen wir Ihnen, dass der Standort weiter in der Erfolgsspur bleibt", so Nöckel. "In Dortmund sagt man Glück auf!"
Den offiziellen Teil schloss der Werkstattchor "die Neheimer Ohlspatzen" mit einigen Gesangsstücken, begleitet von Gitarre, Percussion und kleineren Handinstrumenten. Der Werkstattchor ist eins von vielen berufsbegleitenden Angeboten, dass in der Werkstatt in Neheim stattfindet, angeleitet wurde der Chor von der ehrenamtlichen Chorleiterin Waltraut Pröpper.
Bei Würstchen, Kaltgetränken und frischen Waffeln mit Kaffee konnten die Gäste sich anschließend die Räumlichkeiten und Arbeiten der Werkstatt in Neheim genauer ansehen.