Eine große Herausforderung für alle Mitarbeiter in den Einrichtungen des Caritasverbandes Arnsberg-Sundern, besonders für die Altenhilfeeinrichtungen, wie auch im Seniorenhaus Sankt Anna.
Viele Fragen, Sorgen, Ängste, Unsicherheiten beschäftigten die Mitarbeiter und besonders auch die Bewohner: keine Besuche der Angehörigen, keine Gottesdienste, keine Therapeuten, Chöre, Vereine, keine Schüler und Praktikanten, keine Ausfahrten, kein Marktbesuch, keine bereichsübergreifenden Angebote… Wie soll das gehen? Und dann steht in den Medien: "Die Menschen in den Altenheimen vereinsamen, werden depressiv. Es fehlt an Betreuungspersonal. Die Heime müssen unbedingt wieder geöffnet werden."
"Das sind Aussagen, die besonders in den Angehörigen Ängste und Sorgen hervorrufen, die mich wütend und auch traurig machen. Es sind vor allem Aussagen, die auf unseren Verband nicht zutreffen", stellt Dagmar Freimuth, Seelsorgliche Begleitung im Seniorenhaus Sankt Anna klar, "Im Leitungsteam haben wir sofort Gedanken und Ideen zusammengetragen, wie wir unter den neuen Gegebenheiten den Alltag für die Bewohner gestalten können, Ängste nehmen und mehr Zeit haben. Der Soziale Dienst überrascht die Bewohner immer wieder mit besonderen Angeboten, wie zum Beispiel Wellnesstage oder Kochen am Bett. Ein Höhepunkt waren am Muttertag Videogrüße der Angehörigen, die als Film an die Wand projiziert wurden."
Wie wichtig die Seelsorge ist, erleben die Seelsorglichen Begleiterinnen und Wortgottesleiterinnen tagtäglich. Sie bringen Zeit für Gespräche mit, bieten spirituelle Angebote an, gestalten jeden Samstag in den einzelnen Wohnbereichen Wortgottesfeiern.
"Ganz oft höre ich: Frau Freimuth, wir haben viel schlimmere Zeiten erlebt. Wir werden gut gepflegt, haben zu Essen, viele Angebote durch die Betreuung und wenn wir etwas auf dem Herzen haben, ist immer jemand da, der uns zuhört. Wir wollen doch auch gesund bleiben und können mit unseren Angehörigen telefonieren," so die seelsorgliche Begleiterin.
Auch die Rückmeldungen der Angehörigen sind sehr positiv. Ein Angehöriger sprach dazu kürzlich mit Frau Freimuth: "Vor meinem ersten Besuch in der Einrichtung habe ich mich schon gefragt, wie treffe ich meine Mutter an, wie geht es ihr? Ich habe mich sehr gefreut, wie gut sie aussieht, wie zufrieden und aufgeschlossen sie ist. In den täglichen Telefonaten mit meiner Mutter hatte ich nie das Gefühl, dass sie unter der augenblicklichen Situation leidet. Sie erzählt mir, dass sie sich aufgehoben und wohl fühlt, nichts vermisst. Dieses ist für uns als Familie eine große Beruhigung. Wir wissen sie in guten Händen."
Als langjährige Mitarbeiterin im Caritasverband Arnsberg (29 Jahre, darunter viele Jahre Leitung des Sozialen Dienstes, seit Februar 2020 im Ruhestand und noch mit 2 Tagen in der Woche als Seelsorgliche Begleitung tätig) weiß Frau Freimuth, wie wichtig es dem Caritasverband ist, dass sich die Menschen in den Einrichtungen aufgehoben fühlen. "Immer wieder wird vom Pflegenotstand gesprochen. Da erreicht uns der Corona-Virus und es wird den Pflegekräften Geld versprochen. Es kommt aber nicht nur auf das Geld an, sondern auf Anerkennung und Wertschätzung aller Mitarbeiter, die in Altenhilfeeinrichtungen tätig sind. Die Rahmenbedingungen müssen endlich geändert werden. Die Bewohner in unserer Einrichtung demonstrieren nicht gegen die Einschränkungen, sind nicht unzufrieden obwohl sie ihre Angehörigen vermissen, sondern sind dankbar für unsere Hilfe und Unterstützung. Sie lehren uns, dankbar für das zu sein, was wir haben. Caritas = Nächstenliebe - wir leben es - auch in einer schwierigen Zeit!" bringt sie es auf den Punkt.