Bonbons für Autofahrer*innen in Sundern zum europaweiten Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen
Jährlich am 5. Mai machen viele Aktionen, Demonstrationen und Events auf die Belange von Menschen mit Behinderungen aufmerksam.
Unter dem Motto "Zukunft barrierefrei gestalten" hatte die Behinderteninteressenvertretung, bestehend aus Vertreter*innen des Caritasverbands Arnsberg-Sundern, Josefsheim Bigge, Franz Sales Wohnen, Sozialwerk St. Georg Teilhabe, IWB Sundern e.V. sowie der Sauerländer Hörtreff (BIV) in Sundern aufgerufen, an diesem Tag auf und am Gelände des "Check & Snack" für Barrierefreiheit im öffentlichen Raum zu demonstrieren.
Zur Aktion hatte man sich eine "Belohnung" ausgedacht für die Autofahrer*innen, die an den Zebrastreifen der Hauptstraße tatsächlich auf die Bremse treten, und die Fußgänger*innen, ob mit oder ohne Handicap, in Ruhe die Straße passieren lassen.
"Dass die Autos halten ist hier leider nicht immer selbstverständlich", sagt Tobias Sander, einer der Aktivisten an diesem Tag. "Es gibt oft die Situation, dass die Fahrer*innen erkennen, dass wir (wir Menschen mit Behinderungen) nicht so schnell unterwegs sind, und geben noch mehr Gas, um flott an uns vorbeizukommen. Dazu kommt, dass allein schon wegen der Sitzhöhe eines Rollstuhles manchmal die Rollifahrenden nicht so gut gesehen werden."
Thomas Sander (Tobias‘ Vater), Patrick Schulte und Anja Gerling begleiteten als Team des Verkehrsdienstes Hochsauerland die Aktion. Dazu gehörten noch Matthias Neise und Matthias Grewe, die als Verkehrssicherheitsberater unter anderem in Schulen und Kindergärten Schulungen anbieten und beraten, aber an diesem Aktionstag an der Hauptstraße in Sundern gern Dienst machten und für Sicherheit sorgten.
Sundern beheimatet viele Wohn- und Arbeitsstätten für Menschen mit Behinderungen. "Uns ist es ein Herzensanliegen, dafür zu sorgen, dass alle Menschen - ob mit oder ohne Behinderung - sicher durch den Straßenverkehr kommen", führt Dirk Giese von der Behinderteninteressenvertretung aus und findet dabei viel Unterstützung auch von kommunaler Seite.
Die ersten baulichen Maßnahmen wurden bereits getroffen, um z.B. Schilder zur Geschwindigkeitsbegrenzung besser sichtbar zu machen. "Es gibt noch viel zu tun, aber ich freue mich, dass hier eine tolle tatkräftige Gemeinschaft entstanden ist, die nicht nur diesen Aktionstag wunderbar vorbereitet und organisiert hat, sondern die auch weiterhin dafür eintritt, dass den schwächsten Gliedern im Straßenverkehr Gehör verschafft wird," sagte Monika Wrona, 1. Vorsitzende der BIV.
Damit zum Beispiel die Menschen nachvollziehen können, was es bedeutet, auf Barrierefreiheit verzichten zu müssen, hatte das Orgateam einen Rollstuhl-Parcours aufgebaut. Hier konnten Nicht-Behinderte einmal erahnen, was es heißt, einen Bordstein überwinden zu müssen oder eine kurvenreiche Strecke zurücklegen zu müssen.
Sunderns Bürgermeister, Klaus-Rainer Willeke, hat es sich als einer der ersten nicht nehmen lassen, diesen Parcours in einem Rollstuhl zu meistern und sich den Anforderungen zu stellen. Schnell stieß er an seine körperlichen Grenzen: "Ich wusste nicht, wie schwer das ist." Die Rollifahrer sind aber durchaus nachsichtig: "Naja, es ist aber auch ein wenig Technik dabei, dann ist es nicht mehr so schwer", erklärt einer von ihnen.
Herr Willeke ist sich sicher, die Menschen mit Behinderungen sind während der Corona-Krise ganz klar ins Hintertreffen geraten: "Sie waren noch weniger sichtbar als sonst, denn der Straßenverkehr war ja wegen der Maßnahmen wie Freizeit- und Alltagsbeschränkungen oder auch durch das für viele ermöglichte Homeoffice viel ruhiger. Nun gibt es wieder die allgemeine Hektik und die Situationen, die wir sogar heute am Aktionstag erlebten, wenn einfach noch schnell über den Zebrastreifen gefahren wurde, obwohl klar ersichtlich war, dass dort jemand die Straße überqueren wollte."
Zur positiven Verstärkung für angemessenes Verhalten wurden die Fahrer*innen der Autos belohnt, die tatsächlich am Zebrastreifen gehalten haben: "Vielen Dank, dass Sie angehalten haben, das freut uns sehr - hier eine kleine Süßigkeit und ein Informationsflyer, gute Weiterfahrt." Darüber konnten sich glücklicherweise viele Autofahrer und Autofahrerinnen freuen.
Der Aktionstag hat für viel Publikum und viel Aufmerksamkeit gesorgt. Die Organisator*innen haben viel Arbeit in die Vorbereitung gesteckt, und es hat sich gelohnt:
"Es ist toll, dass so viele Institutionen hier vereint sind und für die gemeinsame Sache einstehen, ganz ohne Konkurrenz und Wettbewerb", so Monika Wrona von der Behinderteninteressenvertretung.
Mit Ferdi Lenze und Heinz Arenhövel waren die ehrenamtlich Beauftragten für die Belange von Menschen mit Behinderungen des HSK vertreten. Auch Caritasrat Friedhelm Wolf war vor Ort und unterstützte die Veranstaltung. Herr Beul als Fachbereichsleiter Arbeit und
Leiter der Werkstätten hat die Veranstaltung besucht und Stefanie Bierwagen vom ABZ Oeventrop ist gleich mit 12 ihrer Betreuten und Team im Kleinbus angereist.
Das Gruppenfoto zeigt viele gut gelaunte Menschen, als Organisator*innen, als Teilnehmende, Begleiter*innen, Mitmacher*innen und in jedem Falle als Mitstreitende für die Sache - Barrierefreiheit für alle!