Leonard Danilchenko und Stefanie Bierwagen vom ABZ
Eine spannende Zeit liegt hinter dem jungen Mann, der gekonnt seinen elektrischen Rollstuhl hinter den Schreibtisch manövriert. Hier am Computer und am Telefon sieht er seinen Platz, das macht ihm Spaß.
Drei Wochen lang hat er hier im Bürgerbüro seine Aufgaben gemeistert. Er hat die Telefonzentrale kennengelernt und bereits am ersten Tag selbstständig Aufgaben übernommen. Er hat während seines Praktikums Anfragen von Bürger*innen bearbeitet, Termine vergeben und Post bearbeitet.
"Es war ein tolles Arbeitsklima mit den Kolleg*innen; die Aufgaben waren interessant, der direkte Draht zu den Bürgern und Bürgerinnen hat mir Spaß gemacht. Es wäre toll, wenn ich dauerhaft eine solche Arbeit finden könnte," zieht Leonard Bilanz aus seiner Praktikums-Zeit.
Für das Team im Bürgerbüro war Leonard Danilchenko eine echte Bereicherung. "Leonard ist den Menschen gegenüber empathisch und verfügt gleichzeitig über eine große Grundgelassenheit, die ihn auch schwierige Situationen souverän meistern lässt - da kann sogar ich noch was lernen," lacht Frau Kirchhoff, Mitarbeiterin im Bürgerbüro.
Ingo Regenhardt aus dem Fachbereich 3 - Bürgerservice und Soziales in Wickede, ergänzt: "Ich habe aus der Fröhlichkeit von Herrn Danilchenko gelernt. Trotz seiner körperlichen Einschränkungen verfügte er über eine positive Ausstrahlung zu Arbeit und Leben. Herr Danilchenko ist ein sehr gutes Beispiel dafür, wie man dem Leben positiv begegnen kann. Dies empfinde ich als sehr bemerkenswert."
Leonard Danilchenko ist Teilnehmer im Arbeits- und Bildungszentrum in Oeventrop ABZ. Das ist eine Einrichtung des Caritasverbandes Arnsberg-Sundern, in der aktuell 56 Teilnehmer*innen mit dem Ziel, eine berufliche Perspektive für sich zu erarbeiten, beschäftigt sind. Die Teilnehmenden erhalten eine berufliche Bildungsperspektive, z.B. in der Holz- und Metallverarbeitung, Hauswirtschaft, Schreinerei, Büromanagement und vielem mehr.
Rückblickend auf seine Zeit im ABZ erzählt Herr Danilchenko: "zuerst wollt ich nicht dahin, ich hatte die Befürchtung, dass ich dort unterfordert sein würde, und das wollte ich auf keinen Fall!"
"Ja, ich habe ihn überreden müssen, uns eine Chance zu geben," lacht Stefanie Bierwagen, Leiterin Berufliche Bildung im ABZ, die Leonard während seiner Zeit im ABZ begleitet hat und auch jetzt als Ansprechpartnerin für ihn und potenzielle Arbeitgeber*innen zur Verfügung steht. Für den Arbeitsbereich der Werkstätten ist M. Gießmann als Jobcoach und Inklusionsberater für die Caritas Werkstätten Arnsberg Ansprechpartner. "Wir hatten einen Deal vereinbart: Er soll uns den Auftrag geben, was er von uns erwartet (Übergang in sozialversicherungspflichtige Beschäftigung, Vermittlung berufsfachlicher Inhalte im Bereich Büromanagement), und wenn wir diesen Auftrag nicht in seinem Sinne erfüllen, er jederzeit entscheiden kann zu gehen"
Leonard blieb. Vom ersten bis zum letzten Tag hat er die Zeit im ABZ nicht bereut. Überrascht war er über die individuelle Betreuung, und über den hier angebotenen "Bildungsfahrplan Büromanagement", den er durchlaufen hat. Leonard Danilchenko hat die Möglichkeiten des Arbeits- und Bildungszentrums voll ausgeschöpft. Und mehr noch: in Weiterbildungen, die ihm durch das ABZ ermöglicht wurden, hat er weiterführende Seminare zu den Themen Officemanagement und Kundenkommunikation erfolgreich abgeschlossen.
So vorbereitet ist er nun auf der Suche nach einer Stelle auf dem ersten Arbeitsmarkt. "Ich möchte sehr gern im Büro arbeiten, eine Stelle in einer Telefonzentrale wäre toll.
Ich wäre auch gern Mediziner geworden, aber mit meinen motorischen Fähigkeiten geht das leider nicht" sagt Leonard verschmitzt. Mit seinem sympathischen Lächeln und seinem Humor traut man ihm durchaus einiges zu.
Stefanie Bierwagen sieht ihre Aufgabe mit der Begleitung während der Zeit im Bildungszentrum nicht erledigt. Sie unterstützt auch zum Ende der Teilnahme und sogar darüber hinaus. Ziel ihrer Arbeit ist immer die Eröffnung einer beruflich tragfähigen Perspektive. Viele Teilnehmer*innen wünschen sich, auf dem ersten Arbeitsmarkt Fuß zu fassen.
"Wir unterstützen das mit unserer Arbeit nach Möglichkeit," sagt Frau Bierwagen. "Zu unseren Aufgaben gehört aus diesem Grund auch, dass wir während des Bewerbungsprozesses, zum Beispiel auch bei Gesprächen mit Arbeitgebern, an der Seite der Teilnehmer*innen stehen. Wir versuchen Vorurteile abzubauen und Berührungsängste zu beseitigen. Außerdem informieren wir potenzielle Arbeitgeber über die vielfältigen Fördermöglichkeiten, wenn er oder sie sich zur Einstellung eines Menschen mit Behinderung entschließt. Dabei geht es von der Finanzierung höhenverstellbarer Schreibtische bis hin zur Umsetzung von Baumaßnahmen."
Und was viele nicht wissen: Es gibt Unterstützung, wenn die Fahrt zur Arbeit nicht allein bewältigt werden kann. Darüber hinaus kann ein finanzieller Zuschuss von bis zu 70% des Bruttoarbeitnehmerlohnes beantragt werden. Alle Hilfen werden passgenau eingesetzt, der Betrieb dabei nie allein gelassen. Als Institution ist auch der Integrationsfachdienst (in diesem Fall des Hochsauerlandkreises) zu nennen, der ebenfalls immer für Fragen offen ist und bei der Umsetzung hilft.
"Somit können wir Arbeitgebern ein "Rundum-Paket" bieten," erläutert Stefanie Bierwagen weiter. Die Betriebe werden mit der Organisation nicht sehr belastet, denn das übernehmen die angegliederten Stellen des ABZ.
Die Durchführung eines Praktikums bildet die Möglichkeit aller Beteiligten, sich unvoreingenommen kennenzulernen, auszuprobieren und zu erkennen, welche Hilfen benötigt werden.
Im Falle von Leonard Danilchenko ist sich Stefanie Bierwagen sicher: "Sein hoher Anspruch an sich selbst, seine Empathie und nicht zu vergessen seine Fremdsprachenkenntnisse (Russisch und Ukrainisch) sollten Leonard zu einem begehrten Arbeitnehmer auf dem ersten Arbeitsmarkt machen. Er bringt viel mehr mit als auf dem Arbeitsmarkt gesucht wird!"
Als Praktikumsplatz war das Rathaus Wickede (Ruhr) barrierearm ausgestattet und alle Arbeitsplätze verfügen bereits über höhenverstellbare Schreibtische.
Ingo Regenhardt, Frau Kirchhoff, Leonard Danilchenko, Dr. Michalzik
Bürgermeister der Stadt Wickede, Martin Michalzik, sagt zur Praktikumszeit: "Ich freue mich, dass sich Herr Danilchenko bei uns gut aufgenommen und eingesetzt fühlt. Es war spürbar, dass ihm seine Aufgabe Freude gemacht. Er ist im Dialog mit unseren Bürgern, sei es am Telefon oder persönlich am Schalter, prima zurechtgekommen. Für die gute Begleitung möchte ich auch meinen Mitarbeiterinnen am Empfang, Frau Notthoff und Frau Kirchhoff, ganz herzlich danken. Alle drei waren ein gutes Team."
Leonard Danilchenko hofft nun auf seine Chance auf dem ersten Arbeitsmarkt, denn "Es ist viel mehr möglich als die Leute denken!"