Noch nicht bei allen in der Bevölkerung wird die Ernsthaftigkeit der Lage angemessen eingeschätzt. Es sieht so aus, als ob die Gefahren des Corona Virus immer noch nicht erkannt werden. Einige Bundesländer, auch NRW, denken aus diesem Grund ernsthaft über eine Ausgangssperre nach. Eine noch nie dagewesene politische Situation nach dem 2. Weltkrieg!
Gleichzeitig wird leider immer häufiger auch eine Gereiztheit in der Gesellschaft bemerkt, gerade auch in der häuslichen Situation in der ambulanten Pflege fällt dies vermehrt auf. "Dies bedaure ich sehr, da sich unsere Kolleg*innen in der ambulanten Pflege und in allen anderen Einrichtungen mit sehr großem Engagement - trotz der schwierigen Herausforderungen für uns alle - mit hoher Professionalität und großem Herz für die ihnen anvertrauten Menschen einsetzen," bringt Christian Stockmann, sozialfachlicher Vorstand des Caritasverbandes Arnsberg-Sundern, seine große Sorge auf den Punkt vor der aktuellen Entwicklung.
Gleichzeitig bedankt er sich aber auch bei all den Patienten, Bewohnern und Angehörigen, die sehr bemüht sind, die Ratschläge umzusetzen und die Pflege- und Betreuungskräfte unterstützen und ihnen sogar auch Mut sowie viel Kraft in der schwierigen Zeit wünschen. "Ihnen allen unseren herzlichen Dank für diese Bestärkung! Auch herzlichen Dank den vielen Mutmachern auf Facebook oder die vielen lieben Wünsche die uns erreichen und stärken. Wir sitzen alle im gleichen Boot!"
Leider entwickelt sich bei anderen Patienten und Angehörigen zunehmend auch eine kritische Grundhaltung, die in der Tragweite nicht nachvollziehbar ist. Aus Sorge gerade um die älteren Menschen beraten die Pflegekräfte- und Betreuungskräfte ihre Patienten und ihre Angehörigen im häuslichen Umfeld, dass sie den Ratschlag des Robert-Koch-Instituts (RKI) und der Bundeskanzlerin doch ernst nehmen sollten und soziale (d.h. persönliche) Kontakte soweit möglich vermeiden und andere Möglichkeiten zur Kommunikation nutzen sollten.
Leider stößt dieser wichtige Rat aber immer wieder auf Unverständnis. Einige heftige Reaktionen darauf belasten die Pflegekräfte sehr, da es ihnen doch um das Wohl der Patienten geht. "Wir wollen niemanden bevormunden oder in seiner Bewegungsfreiheit einschränken. Auch uns ist bewusst, welche persönlichen Einschnitte diese Maßnahmen nach sich ziehen, aber das RKI weist eindringlich auf die Gefahren gerade für die sogenannten Risikogruppen hin", so Stockmann. Letztendlich muss zwar jeder für sich selbst entscheiden, wie man persönlich mit den warnenden Hinweisen der Behörden umgeht. Aber diese Entscheidungen haben auch Auswirkung auf andere Menschen. Des Weiteren kann festgestellt werden, dass junge Menschen immer noch in Gruppen in der Stadt unterwegs sind und sich draußen in großer Geselligkeit aufhalten. Diese Verhaltensweisen helfen jedoch nicht dabei, die Verbreitung des Corona-Virus und der Infektionen aufzuhalten. Je länger es aber braucht, um den Virus einzudämmen, umso stärker wird auch die Wirtschaft mit weiteren Folgen für die gesamte Gesellschaft darunter leiden.
Andererseits werden immer wieder auch aus Angst professionelle hygienische Standards hinterfragt und teilweise auch die Verwendung eines Ganzkörperschutzanzugs für reguläre Pflegeeinsätze erwartet, ohne dass es indiziert ist. Auf den notwendigen Einsatz von Hygienemaßnahmen wird in der Pflege sehr gut geachtet, schon allein auch aus arbeitsmedizinischer Sicht zum Selbstschutz. Die Grundlagen für die hygienischen Standards legt das RKI fest und nach diesen Vorgaben wird in der Pflege gearbeitet.
"Wir befinden uns mit der Corona-Pandemie in einer außerordentlichen Ereignislage. Sowohl in unseren Einrichtungen und Diensten arbeiten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stets gemäß der Handlungsrichtlinien des Robert-Koch-Instituts. Weiterhin ist der Caritasverband im engen Austausch mit dem Arbeitsmediziner des Caritasverbandes und dem Gesundheitsamt, so dass aktuelle hygienetechnische Anforderungen unverzüglich umgesetzt werden. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verdienen unseren größten Respekt und unsere Anerkennung!", so Marek Konietzny, kaufmännischer Vorstand des Caritasverbandes Arnsberg-Sundern.
"Wir bleiben für euch da, bleibt ihr für uns daheim!"
Die Mitarbeiter*innen des Caritasverbandes bitten deshalb die Bevölkerung, die Hinweise des Robert-Koch-Instituts und der Bundeskanzlerin ernst zu nehmen und soweit möglich Zuhause zu bleiben, da sonst die große Gefahr besteht, dass die Ausbreitung des Corona-Virus nicht verhindert werden kann. Gerade für Personen aus der Risikogruppe kann es sonst zu schweren Krankheitsverläufen oder sogar Todesfällen kommen. Und die jüngeren Menschen sollten sich bewusst machen, dass eine Verbreitung des Virus gegebenenfalls auch ihre eigenen Eltern oder Großeltern gefährden könnte. Es ist zu wünschen, dass diese Ausnahmesituation die Gereiztheit der Menschen nicht noch mehr anheizt.
"Ehrlich gesagt, weiß ich auch persönlich nicht mehr, wie die Hinweise seitens der Bundeskanzlerin, aller Ministerpräsidenten der Länder und Bürgermeister oder durch uns in individuellen Beratungsgesprächen oder durch Aufklärung in der Presse noch verständlicher oder klarer ausgesprochen werden könnten", so Stockmann. "Auch wenn ich es persönlich gut nachvollziehen kann, dass man gerne rausgeht und Freunde treffen will, auch mir fällt es schwer mich nach der Arbeit zurückzuziehen und die sozialen/persönlichen Kontakte nicht mehr zu suchen - aber wir haben keine Alternative, wenn wir nicht auch "italienische Verhältnisse" bekommen wollen."
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Caritasverbandes haben aus diesem Grund aus dem Stand heraus einen Aufruf gestartet: "Wir bleiben für euch da, bleibt ihr für uns daheim!". Sie bitten um Solidarität und Respekt untereinander in der Gesellschaft und für die Pflegekräfte sowie für alle anderen die jetzt noch die Strukturen der Gesellschaft aufrechterhalten!