Podiumsdiskussion in Arnsberg
Auf Einladung des Bundestagsabgeordneten Dirk Wiese besuchte die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Arbeit und Soziales, Kerstin Griese, den Hochsauerlandkreis. Bei einer öffentlichen Veranstaltung im Landsberger Hof in Arnsberg diskutierte sie gemeinsam mit Christian Stockmann, sozialfachlicher Vorstand des Caritasverbandes Arnsberg-Sundern e.V., und Dirk Riesner, ver.di Geschäftsstelle Meschede, und MdB Dirk Wiese über die aktuellen Herausforderungen des Arbeitsmarktes.
Christian Stockmann bedankt sich für die Einladung zur Podiumsdiskussion und dafür, dass sich sowohl MdB Dirk Wiese als auch die Staatssekretärin Frau Griese den Fragen und Forderungen des Wohlfahrtsverbandes, Caritas, stellten.
Fachkräftemangel:
Ein besonderes Anliegen der Caritas ist das Thema Fachkräftemangel im Sozial- und Gesundheitsbereich im Kontext des demographischen Wandels. Unsere Gesellschaft wird immer älter und der Bedarf in der Versorgung steigt überproportional. Gleichzeitig gibt es immer weniger Menschen, die neu in den Arbeitsmarkt einsteigen. Wenn in wenigen Jahren die Babyboomer-Generation in Rente geht, werden ca. 7,5 Millionen Arbeitskräfte nicht mehr zur Verfügung stehen. Allein die Anwerbung von Kräften aus dem Ausland wird diesen Bedarf nicht kompensieren. Schon heute fehlen mehrere 100.000 Pflegekräfte. Von daher bedarf es einer großen Anstrengung aller gesellschaftlichen Kräfte und die entsprechenden politischen Rahmenbedingungen. Stockmann verwies darauf, dass Anwerbung von ausländischen Fachkräften gut gestaltet werden muss, so dass sowohl die berufliche als auch soziale Integration in Deutschland gelingt. Hierzu gehört auch eine zügige Regelung zur Anerkennung der Vorausbildung. Gleichzeitig sind sich die Podiumsteilnehmer einig, dass der Personenkreis der zugewanderten Flüchtlinge zeitnah auf den Arbeitsmarkt vorzubereiten und entsprechend zu qualifizieren ist.
Reduzierung Bürokratie:
Unabhängig von dieser Herausforderung verwies Stockmann auch darauf, dass aufgrund der knappen Personalressourcen der bürokratische Aufwand in den Sozial- und Gesundheitsberufen deutlich reduziert werden muss. Der Dokumentationsaufwand bindet zu viel Zeit und Aufwand außerhalb der direkten Betreuung, Pflege und Erziehung. Mit einer konsequenten Reduzierung des administrativen Aufwandes könnten erhebliche Zeitressourcen gewonnen werden, die dann zur Versorgung der Menschen zur Verfügung stehen - ohne zusätzliche Kosten! Das würde zudem auch dafür sorgen, dass von den rd. 300.000 Pflegekräften, die wegen der schlechten Rahmenbedingungen aus dem Beruf ausgestiegen sind, einige qualifizierter Kräfte wieder zurückkommen würden.
Sozialer Arbeitsmarkt:
Ein weiteres wichtiges Thema an dem Abend war die Integration von Langzeitarbeitslosen, so zum Beispiel auch die Bedeutung des sozialen Arbeitsmarktes als wichtiges Instrument, um Menschen in den ersten Arbeitsmarkt zu integrieren. Seit vielen Jahren setzt sich der Caritasverband für den sozialen Arbeitsmarkt ein und begrüßt von daher sehr, dass dieser mittlerweile auch umgesetzt wird. Aus Sicht des Verbandes sind aber dennoch weitere Schritte nötig, um noch weitere Personen in den ersten Arbeitsmarkt integrieren zu können.
Bürgergeld:
Der Caritasverband bedauert sehr, dass die Diskussion um die Bürgergeldempfänger leider nicht ausreichend sachlich in Gesellschaft und Politik geführt wird. Auch das IfO-Institut hat vor einigen Tagen auch noch einmal darauf hingewiesen, dass sich Arbeit lohnt. Von daher appelliert Stockmann, sich dieses Thema differenziert anzuschauen: der große Anteil der Bürgergeld-Empfänger sind Kinder und Jugendliche in Schule und Ausbildung, Menschen mit Behinderungen und Erkrankungen sowie Alleinerziehende, deren persönlichen und familiären Situationen eine Beschäftigung zumindest einschränken, und so genannte Aufstocker, deren Einkommen nicht ausreicht, um ihren Lebensunterhalt zu sichern. Von einem großen Sozialmissbrauch kann von daher nicht gesprochen werden. Jedoch sind die Rahmenbedingungen für diese Zielgruppen entsprechend weiter zu verbessern.
Zum Ende der offiziellen Veranstaltung bedankt sich Stockmann bei Herrn Wiese und Frau Griese für die Einladung und gemeinsame Diskussion und hofft, dass sie beide die Rückmeldungen zu erforderlichen Rahmenbedingungen mit nach Berlin nehmen.
(v.l.n.r.): Denise Göckeler, Julia Kemper, Staatssekretärin Frau Griese und Christian Stockmann.
Im Anschluss an die Podiumsdiskussion hatten Denise Göckeler und Julia Kemper, Beratungsstelle Arbeit im HSK der Job-Kontaktstelle Arbeit und Bildung des CV Arnsberg-Sundern e.V., noch die Gelegenheit mit der parlamentarischen Staatssekretärin, Frau Griese, in den fachlichen Austausch zu kommen. Themen waren unter anderem die schwierige Haushaltslage der Jobcenter, die Frau Griese aber transparent und gut darlegen konnte mit dem Hinweis, dass Förderung und Qualifizierung weiter möglich sind, sowie die Thematik der Langzeitarbeitslosigkeit und Arbeitsmarktintegration von Menschen mit verschiedenen Hemmnissen. Wichtig ist auch der Beratungsstelle, sich wieder sachlich auf das Bürgergeld zu fokussieren und Pauschalurteile aus der Debatte zu nehmen, um Stigmatisierung derjenigen zu vermeiden, die der Unterstützung aufgrund ihrer aktuellen Lebensphase (z.B. Tätigkeit in Teilzeit wegen Kindererziehung oder zu pflegender Angehöriger, Alter) bedürfen.