Dass menschliches Leben Gabe Gottes ist, schließt nicht aus, dass der Mensch selbst handelnd Verantwortung für das Leben übernimmt und es gestaltet. In einem wertschätzenden christlichen Umgang im ganz persönlichen Alltag, im Arbeitsleben und im Zusammenleben von Menschen aus unterschiedlichen Erfahrungswelten ist deshalb die werteorientierte Kultur in den Einrichtungen die Basis des Zusammenwirkens und -lebens.
Der Caritasverband Arnsberg-Sundern e.V. hat aus seinem Selbstverständnis heraus den Anspruch, jedem Menschen mit gleicher Wertschätzung zu begegnen. Und gerade im Zusammenspiel zwischen Betreuungskraft und zu Betreuenden, den haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden, Menschen, die Hilfe bieten und Menschen, die Hilfe suchen, ist es wichtig, den Gegenüber zu respektieren und die eigenen Position zu kennen - und auch zu hinterfragen. Grundlage dabei sind die christlichen Werte der Nächstenliebe in der Begegnung mit den Menschen.
Hannes Groß, Direktor des Instituts für christliche Organisationsstruktur (ICO) und Dr. Thomas Stein (ICO) haben praxisnahe Beispiele für sensibles Erleben in ihre Workshops einfließen lassen: Es ist zum Beispiel von einer hauptamtlichen Kraft in einem Hintergrunddienst die Rede, die sehr zuverlässig, freundlich und zugewandt in einer sozialen Einrichtung arbeitet - aber leicht von vielen Mitarbeitenden, Angehörigen und Bewohner*innen übersehen wird. In jeder Einrichtung arbeiten Menschen, die eigentlich etwas zu sagen haben, die aber oft überhört werden.
Das German-CIM, ein Prozess, der christliche Werte in Unternehmen stärken will, gibt ihnen eine Stimme.
Der CIM - Prozess zur Stärkung der Christlichen Organisationsstruktur enthält dazu aufeinander aufbauende 6 Module. Nach einer Auftaktveranstaltung und einer Vorbereitungsphase, in der erste vorbereitende Workshops stattfinden, geht es im nächsten Schritt in die "Selbstbewertung", bei der sich die Teilnehmenden in Kleingruppen in 6 verschiedenen Themenfeldern wie Solidarität, Würde und Respekt vor dem Menschen, ganzheitlicher Blick, gelebte Dienstgemeinschaft, Ressourcenschonung/Nachhaltigkeit und Handeln als christliche Einrichtung mit den christlichen Werten beschäftigen und deren Umsetzung im Alltag prüfen und bewerten.
"Gerade in Zeiten, in denen Personal knapp ist, ist es trotzdem wichtig, sich mit den Themen auseinanderzusetzen”, betont Stefan Holl, Verbundleiter Bereich Leben beim Caritasverband Arnsberg-¬Sundern.
Das CIM- Institut fasst zum Abschluss des Projekts die Ergebnisse und Erfahrungen in einem Abschlussbericht zusammen und dokumentiert die Erkenntnisse aus der Selbstbewertung. Die Beobachtungen und Empfehlungen der Referenten setzen im folgenden wichtige Impulse für die Betreuungsarbeit. Die Einrichtung kann mit dem erworbenen Handwerkszeug einen konkreten Maßnahmenplan umsetzen und damit das Profil der Einrichtung weiterentwickeln und ihre Arbeit stärken.
Die Menschenwürde ist auf den ersten Blick gemäß unserem Grundgesetz formal unangefochten und gilt für jeden Menschen! Dies setzt im Alltag aber in der Folge voraus, dass sich die Menschen einander auch schätzen und achten, wie es in unserem Leitbild beschrieben wird.
Christian Stockmann, Sozialfachlicher Vorstand Caritasverband Arnsberg-Sundern, sagt nach dem zweiten Termin: "Gemeinsam waren wir in den Workshops im intensiven Austausch und vertrauensvollen Gesprächen über die aktuelle Situation und die anstehenden Herausforderungen, die wir gemeinsam auch meistern werden. Vielen Dank allen Caritas-Kolleg*innen u.a. aus den Wohnhäusern und dem Ambulant Betreuten Wohnen, der Schwerbehindertenvertretung, der Mitarbeitervertretung, dem Fördererverein-Vertreter, den Gemeindevertretern, dem Diözesancaritasverband, der externen Begleitung vom Institut für christliche Organisationsentwicklung (Dr. Thomas Stein, Hannes Groß). Aber vor allem auch mein herzlicher Dank den Bewohner*innen aus den Wohnhäusern für das Engagement. Es war ein interessanter Tag mit vielen schönen Begegnungen und zahlreichen Gesprächen."
Hintergrundwisssen: Die Abkürzung CIM steht für Catholic Identity Matrix. Diese wurde in den USA entwickelt und wird seit 2012 in Deutschland eingesetzt und weiterentwickelt. Mit German-CIM wenden wir ein Selbstbewertungstool an, das spezifisch für (christliche) Einrichtungen aus dem Gesundheits- und Sozialwesen konzipiert wurde. Gute Erfahrungen gibt es mit CIM aus Krankenhäuser und Einrichtungen der Altenhilfe. Unser CIM Projekt ist der erste Pilot in Einrichtungen der Behindertenhilfe. Die Ergebnisse und der gesamte Prozess werden vom Institut entsprechend ausgewertet und für andere Einrichtungen zum Transfer zur Verfügung gestellt.
Auch der Dom, das katholische Magazin im Erzbistum Paderborn, berichtete über diesen Prozess.
Unten finden Sie weitere Informationen im Artikel von Wolfgang Maas, der Dom.
Die Fotos hat uns freundlicherweise Patrick Kleibold von der Dom zur Verfügung gestellt.